DIE GROSSGLOCKNER HOCHALPENSTRAS
1296
erhielt der Erzbischof von Salzburg vom Habsburger-Kaiser das Zollrecht auf dem Hochtor. Der umfangreiche transalpine Fernhandel auf den Saumpfaden jener Zeit, war auf diese Alpenübergänge angewiesen. Bis zum Ende der Hochblüte des Saumhandels, um etwa 1700 hielt das Hochtor als Handelweg zwischen Venedig und den Ländern nördlich der Alpen den dritten Rang nach dem Brenner und dem Radstädter Tauern.
SEIT DEM 15.JAHRHUNDERT
nimmt jedes Jahr am 28.Juni die Glocknerwallfahrt nach einer Messe in Ferleiten ihren Anfang. Man steigt betend teilweise auf altem Wege, teilweise auf der Glocknerstraße empor, über Naßfeld, Fuscher-Törl, durch den Hochtortunnel, und danach hinunter zur Wallfahrtskirche Heiligenblut. Die Wallfahrt geht zurück in jene Zeit, wo die Bauern in ihren Viehbeständen durch Wölfe und Luchse große Einbußen und Schädigungen erlitten haben. Dieser Bittgang wurde seither immer gehalten, die Ausnahme war die NS-Zeit, als der Zeller Kreisleiter die Teilnahme unter Strafe stellte.
1700
erfolgt ein Ausbau der Saumpfade über den Brenner und dem Radstädter Tauern zu Karrenwegen, und das Verbot des Salzverkaufes aus dem Bereich des Erzbischofes von Salzburg in die habsburgischen Gebiete, die dem erfolgreichen Saumhandel über das Hochtor ein Ende bereitete.
1800
standen erstmals Menschen auf Österreichs höchstem Berg. Eine wissenschaftliche Expedition im Auftrag von Fürstbischof Georg Salm-Reifferscheidt aus Kärnten bezwang 1799 nur den Kleinglockner. Den Brüder Klotz aus Heiligenblut und dem Pfarrer Horasch aus Döllach bezwangen am 28.Juli 1800 den Hauptgipfel.
1895
entwarf der Kärntner Ingenieur Raimund Pierl die erste Straßentrasse von Heiligenblut über das Hochtor nach Fusch. Aus diesem Entwurf kam auf Kärntner Seite eine 11km lange Strecke von Heiligenblut bis zum Glocknerhaus nahe der Pasterze in den Jahren 1900-1908 zur Verwirklichung.
1924
fanden die ersten Beratungen zwischen den Landesregierungen von Kärnten und Salzburg, über die Errichtung einer Straßenverbindung über den Tauernhauptkamm statt. Denn nach den Friedensverhandlungen von St.Germain, über die Gebietsaufteilungen nach dem 1.Weltkrieg, ist die Straßenverbindung zwischen Nord- und Osttirol über den Brenner und das Pustertal durch eine Staats- und Zollgrenze unterbrochen worden. Zu diesen strategischen und Verkehrsplanungsabsichten kamen immer mehr touristische Überlegungen dazu.
In diesem Jahr kam es zur Gründung eines „Ausschusses zur Erbauung einer Großglockner-Hochalpenstraße“. Dem Kärntner Landesbaurat Dipl.Ing. Franz Wallack wurde der Auftrag erteilt, eine Schotterstraße mit 3m Breite, Ausweichen auf Sichtweite und 11% größte Steigung zu projektieren, aber die Durchführung scheiterte zunächst an der Finanzierung.
Das Projekt Wallacks sah vor, mit der neuen Straße an die Salzachtalbundesstraße in Bruck (757m Seehöhe) anzuschließen und durch das Fuschertal nach Süden über Fusch (805m Seehöhe) nach Ferleiten (1.145m Seehöhe) zu gelangen, wo die Bergstrecke mit dem Anstieg am östlichen Talhang zum Fuschertörl (2.428m Seehöhe) weiter zum Mittertörl (2.338m Seehöhe), dann zum Hochtor, den Scheitelpunkt in 2.505m Seehöhe zu erreichen. Hier wurde auch die Landsgrenze zwischen Salzburg und Kärnten überschritten, und der Abstieg zum Mölltal über Guttal (1.859m Seehöhe), Kasereck (1.913m Seehöhe) nach Heiligenblut (1.301m Seehöhe) zum Anschluss an die Kärntner Landesstraße zu erreichen. Weiters regte Wallack an, das Gebiet der Hohen Tauern durch Zweigstraßen für die Auto-Touristik zu erschließen, und so dem österreichischen Fremdenverkehr neue Anziehungspunkte zu geben. Die Gesamtidee fand vollste Zustimmung, nur die genaue Tauernkammüberquerung musste noch genauer betrachtet werden. So wurde noch die Edelweißstraße zur Edelweißspitze in 2.571m Seehöhe und die Gletscherstraße, welche zum Pasterzengletscher in 2.369m Seehöhe führt, geplant. Bei der Gletscherstraße konnte teilweise der Bestand der alten Glocknerhausstraße, welche zwischen 1900-1908 gebaut wurde, genutzt werden.
1928
verhalf der damalige Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl dem Projekt mit einem Vorschlag zur Finanzierung zum Durchbruch. Mit dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft 1929, als nur mehr der Staat mit verschiedenen Projekten Arbeit schaffen konnte, erreichte die Salzburger Landesregierung den Baubeschluss, sowie dass der Straßenbau in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und dem Bundesland Kärnten im Jahre 1930 begonnen werden konnte.
1930
kam die Zustimmung zum Bau der Hochalpenstraße von der Bundesregierung, die unter dem Eindruck der katastrophalen Massenarbeitslosigkeit handelte. Bereits ein paar Tage später erfolgte die Bauvergabe und kurze Zeit später, hallte im Bereich Ferleiten schon der erste Sprengschuss.
Auf der Nordseite konnten noch die Straßenbauarbeiten von Fusch über Ferleiten und dem Piffkar zum Hochmais, und im Süden von Heiligenblut bis zur Franz-Josefshöhe begonnen werden.
1931
kam es zur Gründung der „Großglockner-Hochalpenstraßen AG“ mit dem Sitz in Wien. Bei dieser Gesellschaft sind die Eigentumsverhältnisse durch 79% durch die Republik Österreich und jeweils 10,5 % durch die Bundesländer Salzburg und Kärnten gegeben. Sie sollte die Straße über das Hochtor erbauen, erhalten und betreiben.
Am 15.Juli 1931 konnte der Straßenabschnitt von Fusch bis zum Piffkar zu 75% fertig gestellt werden.
Im Südbereich waren die Bauarbeiten durch die teilweise Verwendung der alten Glocknerhausstraße begünstigt, und es konnte in diesem Jahr ein großer Baufortschritt erzielt werden, bis zum Wintereinbruch konnte dieser Bereich zu 65% fertig gestellt werden.
1932
ordnete das Bautenministerium in Wien an, dass anstatt geplanter hölzerner Brücken diese in Ausführung in Stein- oder Eisenbeton erfolgen müsse. Weiters wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass für den zunehmenden Autoverkehr die Breite der Fahrbahn in den Kurven auf 5-6m erhöht werden muss, und eine geradlinigere Linienführung verlangt, was zu erheblicher Vermehrung der Erdbewegungen und Mehrkosten führte.
Bundeskanzler Dollfuß besuchte am 5.Juni 1932 die Straßenbaustellen.
Am 1. September 1932 war der Rampenabschnitt von Fusch bis zum Hochmais durch Landeshauptmann Dr.Franz Rehrl für den KFZ-Verkehr freigegeben worden.
Am 2.Oktober 1932 konnte der Straßenabschnitt von Heiligenblut bis zum Parkplatz 1 der Franz-Josefshöhe durch Bundespräsident Wilhelm Niklas eröffnet werden.
Aufgrund finanzieller Probleme waren ab 1932 ein Weiterbau der Straßenscheitelstrecke im Jahr 1933 noch ungewiss, auch die endgültige Trassenführung in diesem Bereich war noch nicht festgelegt.
1933
Am 29. Juli 1933 fiel die Variantenentscheidung der Tauernhauptkammquerung, bestätigt durch ein Gutachten des Schweizer Kantonoberingenieurs Solca, Fachmann im Gebirgsstraßenbau, zugunsten der Hochtorvariante, ohne einen langen Scheiteltunnel. Durch eine Kapitalaufstockung der Großglocknerhochalpenstraßen AG und der Zustimmung der Bundesregierung, konnte an dem rund 18 Kilometer langen Scheitelstück vom Hochmais in Salzburg, durch den Hochtortunnel nach dem Guttal in Kärnten, mit den drei erfahrenen Baufirmen die bereits beim bisherigen Rampenbau tätig waren, und wertvolle Erfahrung im Gebirgsstraßenbau gesammelt haben, weitergearbeitet werden.
Am 14.November 1933 konnte noch der Sohlstollen des Hochtortunnels zwischen Salzburg und Kärnten durchgeschlagen werden.
1934
Bereits vor Ende des Hochgebirgswinters in diesem Jahr, zogen die Arbeiterkolonnen zur Höhe um am Scheitelstraßenstück von Hochmais bis zur Guttalabzweigung zu arbeiten, um das Ziel bis Herbst 1935, die durchgehende Straßenverbindung über das Hochtor eröffnen zu können, zu erreichen.
Im Juni 1934 erfolgte die Trassierung der knapp zwei Kilometer langen Aussichtsstraße auf das 2.577 m hohe Poneck. Von dort bietet sich ein grandioser Rundblick auf viele Dreitausender und die Nordalpen. Nach Abschluss der Trassierung war sofortiger Baubeginn.
Bereits am 22.September 1934 erfolgte die Eröffnung der Straße vom Hochmais bis zum zum Fuschertörl sowie der Aussichtsstraße auf das Poneck, welches an diesem Tage zur Edelweißspitze umbenannt wurde.
Ebenfalls an diesem Tage überquerte der Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl in Begleitung Franz Wallacks erstmals das Tauernmassiv mit dem Auto. Teile der Straße waren aber noch mehr oder weniger Baustellenwege, die noch auf normale Straßenbreite ausgebaut werden mussten, was die Reisequalität sehr beeinträchtigte. Auch die Adaptierung der Zufahrtswege ins Fuscher- und Mölltal war voll im Gange.
1935
Durch den vorbildlichen Einsatz aller, begünstigt durch einen witterungsmäßig günstigen Bausommer, konnten alle geplanten Arbeiten zeitgerecht abgeschlossen werden.
Am 3. August 1935 feierten viele Menschen die feierliche Eröffnung des neuen Verkehrsweges, einer technischen Meisterleistung für die damalige Zeit. Die Bedeutung der Straße für die regionale und überregionale Fremdenverkehrswirtschaft ist wohl kaum zu messen.
Die 48km lange Straße forderte die Errichtung von 37 Kehren, 67 Brücken, 428m Tunnelmauerwerk, rund 120.000m³ Stütz- und Futtermauerwerk. Dies gilt als Maß für die technischen Schwierigkeiten die Überwunden werden mussten. Die damalige Bautechnik kann mit heutigen Verhältnissen in keiner Weise verglichen werden. Bis zu 3.200 Mann, in der damaligen Zeit „Glocknerbaraber“ genannt, leisteten körperliche Schwerstarbeit, verschärft durch die klimatisch rauen Bedingungen. Sie leisteten rund 14,5 Millionen Arbeitsstunden um das Werk zu vollenden.
Die Großglocknerstraße ist eine Erlebnisstraße, vorrangig von touristischer Bedeutung, und das Befahren ist für Kraftfahrzeuge mautpflichtig.
1936
kamen bereits 146.500 Besucher zur Großglockner-Hochalpenstraße um dieses Bauwerk und die Landschaft zu bewundern. Es gab bereits Pläne, die 3m breite Straße auf 8m Straßenbreite auszubauen. Die touristische Nutzung übertraf alle Erwartungen.
1937
waren bei der Schneeräumung und der Befahrbarmachung nach der Winterperiode rund 350 Männer 70 Tage lang beschäftigt. Dabei muss gesagt werden, dass aufgrund der alpinen Witterungsverhältnisse ein Ganzjahresbetrieb nicht möglich ist, auch heute nicht, und auch nie geplant war.
1938
konnte die Straße zur Aussichtsplattform auf der Edelweißspitze endgültig fertig gebaut werden.
1939
gelang es, die gesamte Großglockner-Hochalpenstraße staubfrei zu machen.
1945
Eingeschränkt auf notdürftigste Erhaltung, überstand die Hochgebirgsstraße ohne größere Schäden den 2.Weltkrieg.
1946
wurden durch schwere Unwetter, unsachgemäße Schneeräumung und befahren der Straße mit Panzerfahrzeugen der Besatzungsmächte große Schäden an der Fahrbahndecke der Glocknerstraße verursacht. Es war eine große Aufgabe, überhaupt sichere Straßenverhältnisse zur öffentlichen Benützung zu gewährleisten.
1950
konnten die Organe der Großglockner-Hochalpenstraßen AG wieder ohne Einschränkung durch die Besatzungsmächte, das Bundesland Salzburg war amerikanisch, Kärnten englisch besetzt, agieren. Der Sitz der AG wurde von Wien nach Salzburg verlegt. Es bedurfte große Anstrengungen, die Straße wieder in gutem zustand zu bringen. Es war dringend notwendig, da bereits der Fremdenverkehr stark zunahm.
1953
stieg die Besucherzahl wieder stark an. Die Ausbaupläne der Vorkriegsjahre gewannen aus Notwendigkeit wieder an Aktualität. Mehr Komfort durch mehr Verkehrsfläche in allen Bereichen war ein Projektziel. Schwerpunkte wie die Ausweitung der Fahrbahn auf 7,5m, der Ausbau der Kehren von 10 auf 15m Radius, Erweiterung der Parkflächen umreißen die Vorhaben.
In diesem Jahr kamen auch die Rotationspflüge System Wallack, erstmals nach ihrer Auslieferung zum Einsatz. Seither sind in rund 25 Tagen Schneemengen von rund 800.000m³ zwischen den rund 21m hohen Schneewänden zu entfernen, um den normalen Straßenverkehr wieder freigeben zu können.
Die Großglockner-Hochalpenstraßen AG besitzt derzeit 5 Rotationsschneepflüge nach System Wallack, wobei 3 Stück 1953-54 geliefert wurden, einer im Jahr 1960 und einer im Jahr 1963. Die technischen Details Antrieb- und Schleuderleistung durch 3 Dieselmotoren mit jeweils 125 PS, Gewicht 15t, Räumbreite 2,40m, Auswurfweite bis zu 50m, Kraftstoffverbrauch je Motor und Einsatzstunde: 22 Liter Diesel. Eine geplante Ablösung durch modernere Schneepflüge kam bis jetzt nicht zu Stande.
1964
wird festgestellt, dass seit 1954 die Besucher-Frequenzen um 260% gestiegen sind.
1967
brachte die Eröffnung der Felbertauernstraße, die war auch zur Großglockner-Hochalpenstraßen AG gehört, was aber einen deutlichen frequenzdämpfenden Einfluss auf die Besucherzahlen der Großglockner-Hochalpenstraße hatte.
1971
folgte mit der Vereinbarung von Heiligenblut mit den Anrainerbundesländern Salzburg, Kärnten und Tirol, die Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern. Damit wurde der Bewirtschaftung im Naturraum des Nationalparks durch klare Normen Grenzen setzt. Die Großglockner-Hochalpenstraße führt durch die Kernzone dieses Gebietes und daher ist sehr ökonomischen Handeln mit der sehr sensiblen Natur notwendig.
1975
nahm die Gesellschaft die neuen Mautstellen in Roßbach und in Ferleiten in Betrieb.
1984
erreichte der Ausbaustand der Straße nahezu den Vollausbau aus den Planungen aus 1953.
1985
gelang es eine Entwicklung einzuleiten, um die Straße den Bedürfnissen einer zunehmend ökologisch sensibilisierten Öffentlichkeit anzupassen. Die enge Bindung an den Nationalpark Hohe Tauern und die gewachsenen Voraussetzungen bewirken an der Spitze der Großglockner-Hochalpenstraßen AG ein Umdenken.
Die unaufhaltsame Motorisierung Europas veränderte Vieles. Von dieser Entwicklung blieb auch die Glocknerstraße nicht verschont. Beton und Asphalt ersetzten hier den Stein und händisch geschaffene Strukturen.
1995
hielt die EDV bei der Mautkontrolle Einzug. Mit einem neuartigen System wird das Überfahrtsticket verarbeitet, und gleichzeitig das jeweilige Fahrzeugkennzeichen automatisch erfasst. Die Mautdaten können im gesamten Netzwerk abgefragt werden. In der Zentrale in Salzburg erfolgt dann die Analyse der Daten und die Verarbeitung zu Marketingprogrammen.
2002
besuchten 900.000 Menschen das Pinzgauer Wahrzeichen. Der kontinuierliche Ausbau der Besuchereinrichtungen entlang der Straße bringt eine höhere Verweildauer der Besucher, verbunden mit der alpinen Bergwelt das lohnende Ziel für einen Tageausflug.
Viele sportliche und motorische Bewerbe werden seit dem Bestehen der Straße jährlich darauf abgewickelt und sind eine touristische Bereicherung für die ganze Umgebung.
Darüber hinaus nutzen europäische Automobilhersteller die Straße gerne, um vor allen Steigfähigkeit und Bremsleistung von Fahrzeugen unter realistischen und extremen Bedingungen zu erproben.
2004
wird zur Erinnerung an die 1934 durchgeführte, erstmalige Autofahrt über die Glocknerstraße, eine Jubiläumsfahrt mit Fahrzeugen der Baujahre 1934-1941 mit prominenter Besetzung durchgeführt.
Die Traumstraße der Alpen, wie auf vielen Werbeplakaten zu lesen ist, hat eine enorme Symbolwirkung. Heute gilt sie als gelungene Symbiose aus moderner Straßeninfrastruktur und angewandtem Umwelt- und Naturschutz bei Vermittlung eines atemberaubenden alpinen Naturerlebnisses. Zugleich wird aber heute vergessen, dass damals eine Fahrt in das Hochgebirge, zum Großglockner, eine besondere, persönliche und automobilistische Leistung war.
2010
feierte die Großglockner-Hochalpenstraße ihr 75jähriges Jubiläum und zugleich den 60zig millionsten Besucher. Sie ist ein Teil der österreichischen Kulturgeschichte.
Nähere und weitere Informationen unter www.grossglockner.at